Design Thinking in Unternehmen

Hart aber unfair: Wenn Design Thinking auf Wirklichkeit trifft – Erfahrungsbericht zu Design Thinking Projekten

Design Thinking erlebt seit einiger zeit einen wahren Hype – zusammen mit weiteren agilen Methoden wie Scrum, die plötzlich die (deutsche) Unternehmensrealität verändern sollen. Plötzlich entstehen überall „Design Thinking Räume“ mit bunten Möbeln und den unverzichtbaren Google-Wänden – also Flächen, die so behandelt wurden, dass man darauf wie auf einem Whiteboard schreiben kann. Business-Schuhe werden gegen Sneakers getauscht – wir sind ja alle so agil…

Design Thinking muss in Unternehmen „richtig“ eingeführt werden

Damit wir uns nicht falsch verstehen: das soll keine Glosse werden, ich unterstütze diesen Wandel voll und ganz und bin davon überzeugt, dass er dabei hilft, die deutsche Wirtschaft und die sie tragenden Unternehmen voranzubringen. Aus meiner Sicht muss man aber tiefer bohren! Agilität und Design Thinking hört eben nicht an der Oberfläche auf sondern erfordern einen tiefer gehenden Wandel, damit sie nicht zum reinen Label werden. Hier möchte ich ein paar Beispiele aus unserer Erfahrung zu Widerständen und Fallstricken in Unternehmen geben:

1. Gemische / „T-Shaped“ Teams

Ein Erfolgsfaktor von Design Thinking ist sicherlich die Zusammenarbeit von Mitarbeitern aus verschiedenen Bereichen und mit unterschiedlichem Background. Doch in der Unternehmenswirklichkeit ist dies oftmals schwierig umzusetzen. Denn das Projekt wird eben von der einen Abteilung getragen und z.B. Marketing oder Produktion sind in anderen Abteilungen organisiert – die oft ganz andere Zielvorstellungen, Arbeitsweisen und Vorgaben haben. Nicht zuletzt ist oft das persönliche Verhältnis der Abteilungsleitung entscheidend darüber, ob Mitarbeiter für interdisziplinäre Design Thinking Teams frei gegeben und andere Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.

2. Dialog mit Kunden

Für mich ein ganz großes Argument FÜR Design Thinking. Die großen Unternehmen haben einfach „verlernt“, auf ihre Kunden zu hören, im Dialog mit ihnen herauszufinden, welche Bedürfnisse sie haben. Design Thinking stellt diese Kundenbedürfnisse wieder in den Vordergrund. Doch wie mache ich das? Ich kann die Kunden doch nicht einfach auf der Straße ansprechen! B2B-Kunden darf ich sowieso nicht ohne den Vertrieb ansprechen! Mit solchen Totschlagargumenten wird oftmals die „Beobachten“ Phase auf die Auswertung von Studien oder interne Interviews mit Vertrieb und Marketing reduziert – denn die „kennen ja die Kunden“. Ich habe schon von „Design Thinking“ Projekten gehört, die komplett intern durchgeführt wurden – ohne Kontakt zu den Kunden, für die etwas entwickelt werden soll.

3. Agilität vs. Bürokratie

„Grenzenlos denken, auch auf zehn Quadratmetern. Das ist meine Stärke!“ dieser Spruch von Stromberg beschreibt die Situation ganz gut – wie soll man kreativ sein, wie soll man agil arbeiten, wenn man sich an die starren Regeln eines Konzerns halten muss, die für das Tagesgeschäft mit Standardprodukten gemacht (und sinnvoll) sind? Wie soll man mal eben schnell einen Prototypen erstellen und testen, wenn die Beauftragung des Dienstleisters sechs Wochen dauert – wenn er überhaupt beauftragt wird und man nicht aus der Liste der „Preferred Supplier“ einen anderen aussuchen muss?

Wo ist das Problem?
Wir haben uns in unserem Buch „Wo ist das Problem?“ intensiv mit der Frage beschäftigt, wie Design Thinking von Unternehmen angewandt und eingeführt werden kann – und wie solche Fallstricke vermieden werden. Ich lade Sie daher herzlich ein, mit uns zu diskutieren – wir sind gespannt auf Ihre Erfahrungen!  

Autor: Markus Blatt

Bildquelle: neueBeratung GmbH

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